Schon immer war und ist es der Wunsch  der Züchter, den vielversprechendsten, bestveranlagten Welpen für sich selbst zu behalten oder jenem Welpenkäufer zu geben, der das Beste aus dem Hund machen kann.

Im Regelfall findet diese Auswahl kurz vor der Abgabe des Welpen oder gar erst während der Abgabe statt. Dann kommen subjektive Eindrücke zum Tragen, situationsbedingte Kriterien ersetzen die Langzeitbeobachtung, und in den meisten Fällen wird in einer spontanen Entscheidung der falsche Welpe genommen.

Zur Welpenselektion sind mir schon die verrücktesten Ideen zu Ohren gekommen. So vertrat einmal ein Züchter allen Ernstes die These, die Mutterhündin könne diese Aufgabe übernehmen, indem man die Welpen in Gefahr bringt und feststellt, welche Welpen die Hündin rettet. Das ist völlig unsinnig. Die Hündin wird sich den erstbesten Welpen greifen, für eine Selektion hat sie keine Zeit. So verrückte Ideen haben vor allem jene Züchter, die nur eine bestimmte Anzahl Welpen pro Wurf aufziehen dürfen, wie es z.B. bei unseren tschechischen Setterfreunden noch der Fall ist. Sie dürfen nur maximal 6 Welpen eines Wurfes aufziehen und sind schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt gezwungen, eine Auswahl zu treffen. Im Regelfall werden die schwersten Welpen genommen, aber auch hier wird spontan selektiert.

Theoretische Basis für eine sinnvolle Frühstselektion ist der Gedanke, daß wir als Züchter von Leistungshunden solche Hunde brauchen, bei denen eine ausgewogene Instinktleistung erforderlich ist. Ganz besonders der Feldhund muß diese Balance der einzelnen Instinkte aufweisen. Ist das grundsätzliche Instinktverhalten einseitig oder mangelhaft, wird er keine Spitzenleistungen erbringen können. Der gute Feldhund ist auf das ausgeglichene Instinkte-Gerüst angewiesen.

Ist bei einem Hund der Beutetrieb zu stark entwickelt, wird er zwar hochmotiviert  vorwärts gehen, unter bestimmten Umständen aber Fehlverhalten zeigen. Er könnte das Sekundieren verweigern, weil er dem mitlaufenden Partner die Beute nicht gönnt und sie ihm wegnehmen möchte. Oder er läßt sich angesichts von  Wild nicht mehr beherrschen, ist überpassioniert. Fehlt einem Hund der stark ausgeprägte Beutetrieb, wird er sicherlich leichter zu führen sein, aber unter Umständen in Situationen, die einen starken Willen verlangen oder viel Passion, zum Beispiel im Wasser oder in schwierigem Gelände, oder am Fuchs, versagen.

Grundsätzlich betrachtet gibt es in jedem Wurf eine Aufspaltung nach Tastern und Greifern. Der gewünschte Hund ist der beherrschbare Greifer. Je früher diese Aufspaltung festgestellt werden kann, desto leichter fällt eine zielgerichtete Selektion und natürlich auch eine entsprechende Prägung und Früherziehung. Ist der Züchter in der Lage, zum frühestmöglichen Zeitpunkt, zu Beginn der Prägungsphase in der 3. Woche aufgrund der vorhandenen Daten diese Prägungsphase individuell nach den Bedürfnissen des einzelnen Welpen zu gestalten, diese Prägung zu steuern, hat er die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen.

Die Taster sind führiger und bemühen sich später, möglichst keine Fehler zu machen, ihnen fehlt aber in vielen Situationen des entscheidende Quentchen Vorwärtsdrang, Willensstärke und Selbstvertrauen, das aus einem mittelmäßigen Jagdhund einen guten macht. Besonders der Taster tendiert aus oft übertriebener Vorsicht dazu, leer vorzustehen, jedes Gestüber, jede Sasse oder Plätzstelle anzuzeigen. Auch auf der Schweißfährte verzettelt sich der Taster eher und hat manchmal Probleme, die Fährte voranzubringen.

Der Taster wird schneller ermüden als der Greifer. Das ist keine Frage der Kondition, der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern der Motivation. Er wird sich immer mehr am Rudelführer, meist ist das der Hundeführer, orientieren. Im Extremfall neigt der Taster zu Überreaktionen, zu Neurosen, eventuell gar zur Hysterie.

Das Gegenteil davon ist der Greifer. Für ihn ist die Beute der Mittelpunkt des Lebens. Er wird immer versuchen, Beute zu machen, auch wenn der Lustgewinn dabei für ihn stellvertretend wird, weil er die Beute abliefern muß. Der Greifer wird sich immer mehr auf die Körperwitterung des Wildes konzentrieren und beim Anziehen, Vorstehen und Nachziehen immer dichter am Wild bleiben als der Taster. Das ist bei weitem besser, auch wenn er dabei gelegentlich Wild herausstößt, als würde ihm das Wild aus der Nase laufen, ohne es zu merken. Fasane haben dafür eine Begabung, aber auch Rebhühner können einen Taster leicht zum Narren halten, besonders wenn es sich dabei um eine ganze Kette handelt. Deren Witterung bannt den Taster oft noch an Ort und Stelle, während die Kette schon ganz wo anders ist. Vor dem Greifer bleiben die Hühner leichter liegen, weil der im Regelfall bis auf den letzten Zentimeter aufrückt.

Ein weiterer Vorteil des Greifers gegenüber dem Taster ist die energische Art, wie er auf das Wild aufrückt. Hunde, die viele Meter hinter dem Wild herziehen müssen, haben oft gewaltige Probleme, ihren Jäger ordentlich zum Schuß kommen zu lassen, der Greifer "nagelt" sein Wild einfach fest.

Eine besonders hoch geschätzte Eigenschaft des Feldhundes ist das Umschlagen des Wildes, wenn dieses trotz energischem Anziehen versuchen sollte, dem Hund aus der Nase zu laufen. Zu dieser Disziplin ist der Taster kaum in der Lage, dazu gehört Jagdverstand und ein deutlich ausgeprägter Beutetrieb.

Das Problem des Greifers ist seine Führigkeit und Ausbildbarkeit. Wird jemand mit seinem Hund nur schlecht oder garnicht fertig, wird schnell von einem "Kopfhund" gesprochen, einem typischen Rudelführer, dem Alpha-Typ. Nach meiner Erfahrung sind "Kopfhunde" meist hausgemacht, zeigen eher die eigenen Sünden und mangelnde Konsequenz in der Erziehung auf als ein zu starkes Übergewicht bestimmter Instinke. Nichts desto Trotz kann der Greifer schwieriger auszubilden sein, obwohl auch das Geschmacksache ist. Mir persönlich sind Hunde lieber, die belastbarer sind als jene, die ab einem gewissen Druck psychisch zerbrechen und einfach die Zusammenarbeit verweigern. Der sensible Hund ist sehr schwer auszubilden und verlangt außerordentlich viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Nur wenigen Hundeführern ist es gegeben, mit solchen Hunden befriedigende Leistungen zu erbringen. Für den durchschnittlichen Jäger, für den die praktische Jagd und nicht die Hundeausbildung im Vordergrund steht, ist so ein Hund nicht geeignet.

Der absolute Idealhund ist jener, der beide Formen, die Eigenschaften des Tasters und des Greifers in einer für die Feldarbeit optimalen Synthese in sich vereinigt.

Das läßt sich nicht innerhalb weniger Minuten oder Stunden durch Beobachtung eines ganzen Rudels von Welpen herausfinden. Hier ist die langfristige und gründliche Beobachtung durch den Züchter gefordert.

Diese Beobachtung des Welpen beginnt im Prinzip mit der Geburt. Ein kleiner Anhaltspunkt sind bereits die ersten Minuten nach der Geburt. Die Reihenfolge, in der die Welpen gewölft werden, ist dabei völlig unerheblich. Entscheidend sind die ersten Aktivitäten nach der Geburt :

  • wie lange dauert es, bis der Welpe seine ersten Töne von sich gibt
  • wie lange dauert es, bis er eine Zitze gefunden hat

Allein anhand dieser beiden Punkte ist bereits eine generelle Aussage über das Wesen des Welpen möglich, die dann im Regelfalle durch die weiteren Protokolle des Wurfes bestätigt werden.

Das Geburtsgewicht spielt keine allzu große Rolle. Nur wenn es extrem niedrig ist, hat man dem besonderes Augenmerk zu widmen. Ich bespreche dies am Beispiel des A- C- und E-Wurfes aus meiner Zucht.

Am einfachsten ist es, wenn sich der Züchter 2 Blatt Papier zurechtlegt : Die Markierungshilfe und das Aktivitäten-Blatt, ein Merkblatt, auf dem die Aktivitäten des Welpen unmittelbar nach seiner Geburt beurteilt werden.

Die Markierungshilfe

Das Formblatt enthält die Umrisse von 12 Welpen. Auf diesem Blatt wird vermerkt, um welche Uhrzeit mit welchem Gewicht und welchem Geschlecht in welcher Reihenfolge die Welpen gekommen sind und mit welcher Markierung sie versehen wurden. Bei verschiedenen Rassen, wie beispielsweise dem Pointer oder dem Kleinen und Großen Münsterländer wäre theoretisch ein Markieren der Welpen überflüssig, wenn man die Fellzeichnung genau überträgt und im Markierungsblatt einzeichnet, aber falls Sie Züchter einer solchen Rasse sind, werden Sie feststellen, daß das Markieren durch farbige Punkte die einfachste Methode ist.

Ich warte bei meinen Welpen immer, bis die Hündin sie trocken geleckt hat und bis die Erstaktivität beurteilt werden konnte. Dann bekommen sie mit Nagellack Punkte auf den Rücken, die Hündinnen mit rotem, die Rüden mit silbernem Lack. So kann ich immer mit einem einzigen Blick feststellen, daß sich zum Beispiel "der 3-er Rüde besonders rigoros durchsetzt im Kampf um eine Zitze".

Der wesentliche Vorteil aber ist, daß die Entwicklung der Welpen durch tägliches wiegen genau verfolgt werden kann. Natürlich ist es erforderlich, täglich zur selben Uhrzeit und in der selben Situation zu wiegen. Aus praktischen Gründen mache ich das immer Abends, nach dem Verdauungsspaziergang der Mutterhündin.

Das Gewicht wird in eine Tabelle eingetragen und in einer Kurve, einem Liniendiagramm grafisch dargestellt. Diese grafische Darstellung ist der Kern der Frühstselektion.

In den ersten 14 Tagen haben die Welpen die Augen noch geschlossen. Sie sind ausschließlich auf ihr Durchsetzungsvermögen, sprich ihren Instinkt angewiesen, um sich ausreichend mit Nahrung, mit Muttermilch zu versorgen. Für alle Welpen herrschen gleiche Bedingungen. Die Agilität, die Intensivität der Bewegungen ist noch nicht besonders ausgeprägt, sind noch nicht sonderlich kraftvoll oder schnell. Maßgebend ist der Wille und die Ausdauer, die hinter den Bemühungen steht. Auch das Gewicht der Welpen ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr ausgeglichen. Selbst wenn für zehn oder mehr Welpen nur 8 Zitzen vorhanden sind; das macht den Kampf um's Überleben erst richtig spannend.

Die Theorie ist, daß ein Welpe mit einer konstanten, gleichmäßig linear verlaufenden Zunahme des Körpergewichts über ausbalancierte Gaben an Instinkten verfügt.

Weil der Beuteinstinkt ausreichend vorhanden ist, versorgt er sich immer zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Menge an Muttermilch. Wäre die Gewichtszunahme überproportional, würde das für einen übertriebenen Beuteinstinkt sprechen, der Welpe nimmt alles, was er kriegen kann. Dafür hat er dann wieder längere Ruhephasen, in denen die anderen Welpen sich versorgen und an Gewicht zulegen, so daß eine unregelmäßige Gewichtskurve entsteht. Kritischer zu beurteilen sind jene Welpen, die unterhalb des Durchschnitt's bleiben und jene, deren Gewichtsentwicklungskurve ständigen oder starken Schwankungen unterworfen ist. Bei diesen Welpen ist die Instinktleistung nicht ausgewogen. Sie sind nicht in der Lage, sich zur richtigen Zeit einen Platz an einer vollen Zitze zu sichern. Deshalb haben sie einmal Untergewicht, wenn sie es nicht rechtzeitig geschafft haben beziehungsweise Übergewicht, wenn sie kurz vor der Gewichtskontrolle einen guten Platz ergattert haben und sich so richtig vollaufen lassen. Als Welpe mit disharmonischem Instinktgerüst weiß man ja nie, wann man wieder einen tiefen Schluck nehmen kann.

Die Welpen können, abhängig davon, ob sie über oder unter dem Durchschnitt liegen, zu deutlichen Tastern oder Greifern werden. Zur Prognose genügt allein die Grafik.

Nachfolgend die vollständigen Daten meiner Würfe, die Grundlage zur Entwicklung dieser Theorie waren. Vielleicht ist man als Falkner mehr Augenmensch als jene Waidkameraden, die lieber mit Flinte und Büchse jagen; oder man ist an das permante wiegen der Beizvögel gewöhnt und vor allen daran gewöhnt, aus dem Gewicht des Beizvogels und der daraus resultierenden hohen / niedrigen Tageskondition bei hoher / durchschnittlicher / tiefer Allgemeinkondition Rückschlüsse auf das zu erwartende Verhalten des Beizvogels zu ziehen.

Dem gewissenhaften Züchter oder jenen, die dieses Verfahren zum ersten Mal anwenden, wird die Aussage der ersten 14 Tage nicht genügen. Aber nach diesen zwei Wochen öffen die Welpen die Augen und beginnen, ihre Umwelt bewußt wahrzunehmen und zu verarbeiten. Von nun an spielt der Intellekt eine ganz entscheidende Rolle. Auch wird ab diesem Zeitpunkt das Wesen sichtbar, beobachtbar. Körperliche Überlegenheit / -unterlegenheit macht sich bemerkbar.

Ich markiere meine Welpen bis zur vierten Woche ( täglich ) nach und weiter, danach bekommen die Hundekinder bunte Katzenhalsbänder, jedes in einer anderen Farbe. Die Farbe des Halsbandes wird in der Gewichtstabelle vermerkt, so daß die Entwicklung jedes Welpen lückenlos bis zu seiner Tätowierung und Abgabe verfolgt werden kann. Auf diese Art und Weise können Wesensstärken und erwünschtes bzw. unerwünschtes Verhalten im Rudel oder im Revier problemlos registriert und protokolliert werden.

In dem Bestreben, meine Zucht auf eine möglichst breite Basis zu stellen, machte ich den Versuch, ausgehend von meinem ersten Rüden Boris von der Bismarckhöhe und seiner Tochter Anette von der Hex zwei voneinander unabhängige Stämme zu bilden. Ich wollte einen Stamm "Vollgebrauchssetter" mit sehr gutem Formwert aufbauen und eine davon unabhängige Fieldtrialer-Linie, bei der der Formwert eine untergeordnete Rolle spielen sollte mit dem Ziel, irgendwann einmal beide Linien zusammenführen zu können und um Formwertverluste in der Trialer-Linie durch Hunde aus der "Vollgebrauchslinie" auszubügeln, deren Genetik, Leistungs- und Wesensstärken beziehungsweise auch -schwächen ich ganz genau kannte.

Trotz der Absicht, für die Trialer-Linie keine Rücksicht auf den Formwert zu nehmen, hielt ich den Importrüden Moanruad Garth des Herrn Jockwig bewußt aus meiner Zucht heraus. Garth war für meine damalige Betrachtungsweise der Zucht zu schwach im Formwert, vererbte aber sehr gut Leistung. Einer der besten Trialer Europas, PENDRAGON VON ROYAL ist ein Sohn von ihm. Nachträglich betrachtet war es eine Dummheit. Nur der Beste ist gut genug.

Der A-Wurf Anette von der Hex x  Ares vom Thanner Grund

Für meinen A-Wurf habe ich den Rüden ARES vom THANNER GRUND aus der Zucht des Herrn Erich Wittmann gewählt, weil ich leistungsstarke Setter mit gutem Formwert bekommen wollte. Ares hatte die VGP und diverse Suchen mit sehr guten Ergebnissen absolviert und war ein sehr hübscher Setter. Zudem hatte er über seine Mutter Zara vom Söhrenberg einen bestimmten Vorfahren, "Pech von Söhrenberg", den ich unbedingt haben wollte; unter anderem auch deshalb, weil dadurch bestimmte Hunde, die damals leistungs- und zuchtbestimmend waren, NICHT in seiner Ahnentafel enthalten waren. Mit der aus dieser Verbindung stammenden Hündin Aisha bekam ich ein durchaus brauchbares Ergebnis. Aisha war z.B. bei der Jugendsuche nicht nur die Jüngste, sondern von 21 Hunden auch noch die Beste. Mit zunehmendem Alter wurde Aisha wirklich gut und schaffte es bis zur Teilnahme an einem Europa-Championat. Sie war hochführig, ausserordentlich passioniert, raubzeugscharf, feinnasig mit excellenten Manieren am Wild und ausserdem noch recht hübsch. Im Rückblick mein bester und vielseitigster Hund.

Gewichtstabelle

Zu den vorstehenden Angaben gleich die entsprechenden Graphiken, nach Rüden und Hündinnen getrennt.

Diagramm der Rüden aus dem A-Wurf

Die Grafik zeigt, dass die Gewichtsentwicklung etwas unausgeglichen verlief. Ich habe Atlan bis zu seinem 8. Monat behalten, weil er mir subjektiv "am besten"  schien. Alle Rüden habe ich im Laufe der nächsten Monate und Jahre teilweise mehrfach zu sehen bekommen bzw. konnte mit ihnen arbeiten. Vor einem weitergehenden Kommentar aber erst die Graphik für die Hündinnen :

Durch Zufall bekam ich später die Hündin Aisha zurück, die Besitzer kamen nicht so recht zurande mit ihr. Besser wäre vermutlich Aster gewesen, diese Hündin ging leider in Liebhaberhand und somit für die Zucht verloren. Vergleicht man die beiden Grafiken des A-Wurfes miteinander, stellt man fest, daß die Kurven der Hündinnen erheblich gerader verlaufen als die der Rüden. Alle Rüden waren im Wesen unausgeglichen, teilweise übersensibel. Im Nachhinein gesehen hatte ich Glück, daß ich Aisha zurücknehmen konnte. Meine damalige, durch mangelnde Erfahrung bedingte Entscheidung für den scheinbar besten Rüden war völlig falsch. Im Rückblick erwies sich Allan als bester Rüde. Er war in Liebhaberhand und wurde beim wildern erschossen.

 

Der B-Wurf Anette von der Hex  x FTCH Moanruad Timothy

Für meinen B-Wurf wählte ich den von Andreas Jockwig, Uwe Karsten und Fritz Hütte importierten irischen Fieldtrialer Moanruad Timothy. Leider haben aus diesem Wurf nur 2 Welpen überlebt. Der Rest starb innerhalb der ersten Woche. Die Hündin hat ab dem dritten Tag nur noch die beiden überlebenden Welpen versorgt, alle anderen hat sie abgelehnt und immer wieder weggeschoben. Trotzdem ist die Kurve auch dieser beiden Welpen interessant :

Aus den vorstehenden Gewichtsangaben resultiert folgende Graphik :

Deutlich ist zu sehen, daß ab dem 4. Tag die Gewichtszunahme fast gleichmäßig verläuft, wobei die Kurve der Hündin ab der 2. Woche geradliniger, ausgeglichener und stabiler ist. Ein Indiz dafür, daß die Anzahl der Welpen nur wenig Einfluß auf die Gewichtsentwicklung und den grafischen Verlauf der Kurve hat. Die Schwankungen, die im A-Wurf zu sehen sind, fehlen hier. Daraus ließe sich ableiten, daß diese Paarung genetisch günstiger war.

War der A-Wurf mit etwas Wohlwollen noch als Linienzucht zu bezeichnen, weil der Verwandschaftsgrad der beiden Elternteile durch gemeinsame Vorfahren bestimmt wurde, also ein relativ hoher Inzuchtskoeffizient für eine Fremdpaarung erreicht wurde, so ließen sich bei der Paarung mit Moanruad Timothy erst in der 6. und 7. Generation gemeinsame Vorfahren finden. Dadurch, daß sowohl die Vater- als auch die Mutterlinie in sich gut und konsequent durchgezüchtet waren, schienen sich die Gene beider Elterntiere gut zu ergänzen. Allerdings hat Moanruad Timothy sein Leistungsvermögen nicht weitervererbt. Der einzige mir bekannte Hund nach Moanruad Timothy, der überragend wurde, war die Hündin GLARE VON DER BISMARCKHÖHE, die von Herrn Jockwig an Herrn Jost in Linz weitergegeben wurde. Aber auch Glare scheint ihre Eigenheiten mehr von ihrer Mutter Moanruad Well There und über deren Vater Moanruad Brendan geerbt zu haben als von ihrem Vater Timothy.

Falconeer's Boris wurde von seinem Besitzer, einem Falkner maßlos überfordert und verdorben. Der Hund hatte mit 6 Monaten schwere Hüftgelenksdysplasie und fiel damit für die Zucht und für Suchen aus.

Brindie mußte ich einjährig abgeben, weil sie sich mit der um ein Jahr älteren Aisha nicht vertrug. Sie zeigte im wesentlichen das gute Leistungsvermögen ihrer Mutter, auch wenn sie im Feld deutlich besser und motivierter war. Besonders fiel ihre gute Kopfhaltung auf. Brindie war erheblich belastbarer als ihre Mutter, wurde aber jagdlich nicht geführt, war mehr auf der Couch zuhause als im Revier. Sie lief - geführt von ihrem Besitzer, einem Erstlingsführer - nur eine einzige Paarsuche, konnte sich aber trotzdem qualifizieren. Ansonsten war sie ein hübscher, sehr intelligenter, führiger und passionierter Hund.

 

Der C-Wurf Falconeer's Aisha x Westfields Askan

In der konsequenten Fortsetzung der anfänglichen Zielsetzung hatte ich für den ersten Wurf mit Aisha einen Rüden gewählt, der in beiden Linien frei von allen irischen oder skandinavischen Importen war, der einen hohen Formwert hatte und der, wie auch seine beiden Elternteile, VGP hatte. Der Rüde war im Besitz von Michael Böing, der wohl genauso wie ich von Fotos seiner Eltern, beide mit kapitalem Fuchs im Fang, beeindruckt war.

Der Wurf hatte eine unerwartete Stärke und, gemessen an der zierlichen Aisha, hatten die Welpen auch ein sehr hohes Geburtsgewicht.

Auffallend an der weiteren Entwicklung ist, daß keiner der Rüden innerhalb der ersten 14 Tage das volle Kilogramm erreicht hat, obwohl Anette von der Hex, Aisha's Mutter ab dem 3. Tag die Welpen mitversorgt sprich gesäugt hat.

Bei diesem C-Wurf erlebte ich eine Aufspaltung nach dem Geschlecht. Auffällig ist, daß die Kurven zur Gewichtsentwicklung der Rüden immer sehr eng zusammen liegen. Die Rüden glichen sich später auch äußerlich wie ein Ei dem anderen und waren auch im Wesen außerordentlich homogen. Alle Rüden waren sehr groß ( ca. 67 cm Schulter ), gut im Haarkleid, sehr harmonisch im Gebäude und recht hübsch. Der schwerste Rüde CHEVY war ein typischer Greifer, und auch alle anderen Rüden zeigten sich sehr passioniert und stark belastbar. Chevy konnte ich mehrfach erfolgreich auf Prüfungen führen und mit Cuchulain, Cliff, Corey und Corvin wurde gearbeitet, auch wenn diese Hunde nicht jagdlich geführt wurden. Callisto ging in Jägerhand und war ein guter Jagdhund, solange keine Hasen zu sehen waren. Der Besitzer wurde mit seiner Passion nicht ganz fertig.

Völlig anders die Hündinnen. Von Caprice abgesehen, waren die Hündinnen alle deutlich kleiner und im Vergleich zu den Rüden fast häßlich. Daß Caprice überlebt hat, ist ohnehin ein Wunder. Sie wurde recht hübsch, blieb aber immer ein extrem zierlicher Hund und war jagdlich kaum ambitioniert. Die mit beste Hündin wurde CHLOE. Sie lief ein paar recht gute Jugendsuchen. Leider habe ich Chloe an einen Erstlingsführer abgegeben, der sich nur Anfangs engagierte. Bald verschwand die Hündin in der Versenkung. Ich behielt Cassia, weil ich glaubte, auch mit der zweitbesten Hündin noch gute Ergebnisse erzielen zu können. aber Cassia erwieß sich als zu weich, war nicht ausreichend belastbar. Deshalb nahm ich sie aus der Zucht. Hätte ich mich damals für Cleo entschieden, wäre diese Linie in meiner Zucht vermutlich weitergeführt worden. Cleo zeigte sich in ihren Anlagen und ihrem Wesen passioniert und robust und war ihrem Bruder Chevy sehr ähnlich.

Betrachtet man die graphische Darstellung der Gewichtszunahmen, so wird diese vorstehend geschilderte Entwicklung der Hunde voll prognostiziert.

 

Der D-Wurf Anette von der Hex x  Lausbub vom Glöcklholz

Nachdem ich meinen Fehlgriff mit Cassia erkannt hatte und festgestellt hatte, versuchte ich eine zweite Basispaarung für die Vollgebrauchslinie. Ich entschied mich für den Rüden Lausbub vom Glöcklholz, weil er in seiner Abstammung ebenfalls auf Pech von Söhrenberg zurückging, die Vaterlinie aber auf Alf von Almesbach, der in Anette von der Hex bereits doppelt vertreten ist. Ich hoffte, eine Hündin wie Aisha zu bekommen, aber noch etwas belastbarer im Wesen. Leider machte mir Anette von der Hex einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Sie selektierte bis auf 2 Welpen alle weg. Ich konnte machen, was ich wollte, die Hündin beharrte darauf, nur zwei Welpen aufzuziehen.

Die Tatsache, daß die Mutterhündin mit ihren Welpen derart kompromißlos umging, machte mich mehr als stutzig. Nachdem ich bei einigen der Welpen auch noch blutende Nasen und kaum geschlossene Fontanellen fand, kam ich zu dem Ergebnis, daß die vorgenommene Paarung genetisch nicht harmonisierte. Der Rüde DAN kam zu der Familie, die bereits meine Cassia übernommen hatte. Desiree behielt ich ein halbes Jahr lang. Sie erwies sich als gut belastbar und auch im Feld als talentiert. Ich hätte sie gerne für einen Wurf behalten. Leider mußte ich die Hündin aus beruflichen Gründen frühzeitig abgeben, so daß eine Fortführung und eventuelle Darstellung der Linie Spekulation bleibt.

 

E-Wurf Falconeer's  Brindie x  Samourai de la Chaume Rigault

Nachdem in Deutschland als Vererber nur der Trialer Moanruad Garth zur Verfügung stand, dieser aber formwertlich absolut nicht meinen Vorstellungen entsprach, beschloß ich, diesen Rüden nicht in meine Zucht zu integrieren. Deshalb schaute ich mich im Ausland nach geeigneten Deckrüden um. Ich stieß dabei auf CANE ROSSE MALI und CANE ROSSO JOB in Italien und auf Samourai de la Chaume Rigault in Frankreich. Ich fuhr deshalb nach Versailles zu einer Ausstellung, um mir Samourai anzuschauen, zusammen mit einigen Geschwistern und Nachkommen. Von den Erfolgen her war Samourai der beste Hund, der in den letzten 20 Jahren in Frankreich gelaufen war, und auch als Vererber hatte er gute Erfolge vorzuweisen. Trotzdem wartete ich noch ein Europa-Championat ab, um mir auch Cane Rosso Mali anzusehen. Dann erst war ich überzeugt, daß Samourai besser zu Brindie paßte, sowohl genetisch als auch vom Exterieur. Mali wäre eine völlige Fremdpaarung geworden, während ich bei Samourai Blutanschluß bekam über Brindies Vater Moanruad Timothy durch Knockmore Red Molly zum Vollbruder Knockmore Red Duke bei Samourai und durch Moanruad Sand Bank, einer Vollschwester zu Moanruad Game.

Ich erhoffte mir durch diese Paarung Nachwuchs, der schneller und vor allem weiter ging als Brindie. Die sehr guten Manieren der Hündin sollten zusätzlich gefestigt werden.

Die Gewichtstabelle :

Die Graphik: Auffällig ist, daß bisher in jedem Wurf die Hündinnen einen deutlich ausgeglicheneren Verlauf der Gewichtszunahmen aufweisen.

Aus diesem Wurf habe ich 2 Hunde behalten : Etalon und Etoile. Etalon erwies sich bald als bewegungsfaul. Auch ließ er den erhofften Stil vermissen, deshalb gab ich ihn einjährig an einen Jäger ab, der mit dem Hund sehr glücklich wurde. Mit Etoile war ich sehr zufrieden, auch wenn sie manchmal etwas mehr Vorwärtsdrang hätte haben können.

Eclair, Escro und Eclipse gingen zu einer Züchterin nach Prag, Auch hier erwies sich die Hündin besser als die Rüden, auch wenn Escro seine erforderlichen Prüfungen recht gut bestanden hat. Eclipse wurde der jüngste Irish Setter, der je ein tschechisches Fieldtrial gewann und der erste Irish Setter, der sich in den letzten 20 Jahren bei einem offenem Trial gegen Pointer und English Setter durchsetzte. Ebenfalls in die Zucht ging Esprit, die einige Einzelsuchen bestanden hat, aber keine überragenden Leistungen zeigte. Alle anderen Hunde sind in Liebhaberhand. Der mit 180 Gramm Geburtsgewicht leichteste Welpe, den ich bisher aufgezogen habe (Enchanteur), hat sich prächtig entwickelt und hätte einen recht guten Feldhund abgeben, wenn er nur gedurft hätte.

 

Der Vollständigkeit halber und zur endgültigen Bestätigung noch die Daten des F-Wurfes (Falconeer´s Aisha x Boss vom Westmünsterland). Der Wurf hat stark aufgespalten, trotzdem kamen recht gute Hunde heraus. Ich habe Fee für mich behalten, aber nach ca. 2 Jahren an einen Falkner abgegeben, weil sie mir zu klein war für die Weiterzucht. Fee hatte eine phantstische Nase und zeigte immer eine sehr gute, weite und ausdauernde Suche.  Der Falkner (Falkenhof Schloss Schillingsfürst) war mit dem Leistungsvermögen von Fee ausserordentlich zufrieden.

Die rote Linie zeigt die Gewichtsentwicklung von Fee.

Dann kamen noch zwei Zuchtversuche mit Etoile. Beide Male starben die Welpen in der Gebärmutter unmittelbar vor dem Wurftag ab. Die Tierärzte sprachen von einem Hormon-Defekt. Dazu kam die Feststellung, dass alle meine Zuchthündinnen an Gebärmutterkrebs erkrankten und bereits mit 13 Jahren eingeschläfert werden mussten. Möglicherweise war Anette von der Hex auch die falsche Basis für eine genetisch gesunde Zucht. Daraufhin habe ich die Zucht aufgegeben.

Ich habe mir dann nach Nachkommen von Moanruad Well There gesucht und bin in Klagenfurt fündig geworden. Mit viel Geduld und Spucke bekam ich eine 3 Jahre alte Hündin in die Hand, die praktisch nie aus ihrem “Gehege” herausgekommen war. Debbie (=Eglantine) war sehr schwierig, hatte aber enormes Potenzial. Nach zwei Jahren Arbeit mit ihr war sie im Prionzip ein Hund für die grosse Suche. Leider konnte ich sie nicht auf Prüfung führen, weil sie auf den Schuss jede Suchenarbeit abbrach. Allerdings war sie nicht schussempfindlich, sie litt nur an erheblichen Erfahrungsdefiziten aus ihrer Jugend. Deshalb brachte ich sie nach Frankreich zu Mme. Claudine Poillong, die mit Debbie eine von mir ganz gezielt lancierte und in Europa einmalige Paarung durchführte

FTCH EuCH Sheantullach Rampant

FTCH Sheantullach Captain

Ruella Major

Moanruad Joane

Sheantullach Gossip

FTCH Sheantullach Hailstone

FTCH Ruaros Jennie

Solid Gold´s Eglantine

CH Flash von Royal

FTCH Moanruad Garth

DPC Goldie von Royal

FTCH Glare v.d.Bismarckhöhe

FTCH Moanruad Timothy

FTCH EuCH Moanruad Well There

Ich habe mir daraus den stärksten Rüden geholt (Nemo de la Radazzerie), mit dem ich ausserordentlich zufrieden bin.

Falls Nemo irgendwann in Frankreich zum decken kommt, werde ich mir wieder eine Hündin aufbauen und darüber nachdenken, ob es sich lohnt, wieder in die Zucht einzusteigen.

Denn züchten sollte nur, wer das Exterieur und die jagdlichen Eigenschaften der Rasse erhalten und das Leistungvermögen der Hunde verbessern kann.

Wer Hunde vermehrt, um seinen Geldbeutel zu nähren, schadet der Rasse. Diesen Leuten verdanken wir unsere Modehunde, neurotische Pflastertreter und krankheitsanfällige Bettvorleger, aber keine Leistungshunde.